Neues Stück "Hilde lässt es krachen" feiert gelungene Premiere im Gerry Jansen Theater

Von Thomas Ehlke

 

ALZEY - Das Bibbern hinter den Kulissen ist diesmal besonders groß – doch unbegründet, wie sich am Ende zeigt. Als die fünf Stuttgarterinnen am Ende des Abends im tosenden Schlussapplaus des vollbesetzten Theaterraums in der Hellgasse den Akteuren auf der Bühne Blumen überreichen, ist das mehr als eine nette Geste für eine bestens gelungene Premiere im Gerry Jansen Theater. Selten zuvor sind dem Publikum bereits am ersten Abend einer Neuproduktion so die Lachtränen über die Wangen gekullert.

 

Die Gagdichte in der Komödie „Hilde lässt es krachen“ ist enorm – vor allem nach der Pause. Zuweilen ist’s ein wenig derb, aber wie soll es auch anders zugehen, wenn im einzig trockenen Hotelzimmer des ansonsten vom Hochwasser überfluteten Kleinstädtchens am Rhein so unterschiedliche Charaktere wie ein schüchterner Meteorologe (Rolf Bidinger), die einfältige Kosmetikerin Evi (Yvonne Rennert), ein tumb-verschlagener Rinderbauer (Lothar Wirth) und ein Tuba spielender Bayer (Gerry Jansen) gezwungenermaßen aufeinandertreffen? Da hat Wirtin Hilde (Doris Enders) alle Hände voll zu tun, um einerseits die Turbulenzen zu glätten und andererseits ihr Ziel, das Herz des Meteorologen zu erobern, zu erreichen.

 

Tempo, Gags am Fließband und Situationskomik

 

Das Stück lebt von einer nicht enden wollenden Kette von Verwechslungen und Missverständnissen sowie herrlichen Dialogen, zündenden Gags und hanebüchener Situationskomik. Da ist Tempo drin und trotz aller Premierenanspannung jede Menge Spielfreude. Martina Göhring, die alternierend die Evi spielt, muss als Souffleuse nur einmal ein Stichwort geben. „Ich bin mit meinen Kollegen sehr zufrieden“, sagt sie in der Pause.

 

Unter Theaterdonner und -blitz erfährt der amüsierte Zuschauer unter anderem von sprechenden Blasinstrumenten und wildernden Kühen. Wenn Yvonne Rennert in der von ihr hinreißend verkörperten Figur der Evi (O-Ton: „Raue Schale, weiches Hirn“) entsetzt ausruft: „O mein Gott, ich habe ihn totgeweint“, dann gibt es im Publikum kein Halten mehr.

 

Sie muss sich allerdings des liebestollen, aber geistig stark unterentwickelten Bauern Heini erwehren. Eine Glanzrolle für Publikumsliebling Lothar Wirth, der sein komödiantisches Talent erneut umwerfend komisch ausspielt. Etwa wenn er in Tubist Alois (von Gerry Jansen exzellent in bayerischer Mundart gespielt) einen Zauberzwerg zu erkennen glaubt, dessen Tuba er als „goldenes Dixi-Klo“ missbraucht, und sich obendrein als Wetterexperte verdingt: „Ruft das Rindvieh schmerzhaft ‚Muh!‘, schlagen Hagelkörner zu.“

 

Mittendrin im Chaos: Meteorologe Professor Hopps, der sich ob des schlechten Wetters herben Anfeindungen ausgesetzt sieht. Rolf Bidinger ist neu im Ensemble und überzeugt mit einer authentischen Umsetzung der Rolle. Zwischen Weinkrampf und resoluter Geschäftstüchtigkeit gefällt Doris Enders als Hotelinhaberin.

 

„Karten von Krankenkasse erstatten lassen“

 

Bevor der rote Plüschvorhang sich öffnet, hat Gerry Jansen dem Publikum in einem umfassenden Bulletin vor Augen geführt, wie gesund Lachen ist. „Sie sollten sich daher künftig das Geld für die Eintrittskarten von der Krankenkasse erstatten lassen“, sagt der Theaterleiter und verspricht in diesem Sinn ein zweistündiges Wellness-Programm für den ganzen Körper. Er hält Wort: Ein bestens unterhaltenes Publikum verlässt am Ende tiefenentspannt das Theater.

 

Zurück zu den Stuttgarterinnen. Sie sind nicht von ungefähr nach Alzey gekommen, denn unter ihnen ist Karin Bürkle, Gery Jansens Schwester. Sie war schon oft hier, aber noch nie bei einer Premiere - und ist sehr zufrieden mit Bruder, Stück und Ensemble. "Es war toll und sehr lustig", befindet sie bei der Premierenfeier in der Theatergastätte "12 Apostel". Ihr Bruder habe auch als Kind schon immer viel Phantasie gehabt. "Er ist ein hilfsbereiter und herzensguter Mensch", sagt die Schwester und umarmt Gery Jansen, als dieser das Lokal betritt, herzlich. Vorhang zu - und keine Fragen offen.